Mentale Erschöpfung im Hochsommer – TCM für Herz und Shen

Viele Menschen fühlen sich im Sommer nicht nur körperlich schlapp, sondern auch innerlich unruhig, reizbar oder gedanklich überfordert. Der Schlaf wird oberflächlich, die Konzentration leidet, und innere Anspannung macht sich breit. Aus Sicht der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) ist der Sommer eine Zeit, in der das Herz und damit der „Shen“ – der Geist – besonders gefordert sind.

Das Herz als Sitz des Geistes

In der TCM ist das Herz nicht nur ein Organ, sondern auch der Sitz des Shen, also unserer geistigen Klarheit, Wachheit, emotionalen Stabilität und seelischen Verankerung. Der Sommer als Feuer-Zeit verstärkt die Aktivität des Herzens. Gerät das Herz-Feuer jedoch außer Kontrolle, kann das zu Symptomen wie:

  • Schlafstörungen, Einschlafprobleme oder nächtliches Aufwachen
  • Gedankenflut, innere Unruhe, Nervosität
  • Reizbarkeit, emotionale Labilität, Vergesslichkeit

Häufig ist zusätzlich auch das Leber-Qi gestaut – etwa durch beruflichen Stress oder psychischen Druck. Diese Kombination wirkt sich verstärkend auf das Nervensystem aus.

Typische Muster hinter geistiger Unruhe

  • Herz-Feuer
    ➝ übermäßige Aktivität, rote Zunge, starkes Schwitzen, Unruhe
  • Herz-Yin-Mangel
    ➝ trockene Zunge, Herzklopfen, Nachtschweiß, Nervosität
  • Milz-Qi-Mangel mit Schleim-Störung des Shen
    ➝ Müdigkeit, Konzentrationsprobleme, Antriebslosigkeit

Was hilft aus Sicht der TCM?

  1. Yin nähren und Herz beruhigen:
    Bei Unruhe und Schlafproblemen helfen herzberuhigende Nahrungsmittel wie gekochte Birne, Weizentee, Lotuskerne, chinesische Datteln (Da Zao), schwarzer Sesam oder Reissuppe mit roter Dattel.
  2. Kräuter für Geist und Ausgleich:
    Beruhigende Kräuterrezepturen mit z. B. Ziziphus (Suanzaoren), Polygala (Yuanzhi), Schisandra (Wuweizi) oder Albizia (He Huan Pi) helfen, den Shen zu beruhigen und das Herz zu kühlen.
  3. Akupunktur für das Herz-Shen-System:
    Punkte wie HT7 (Shenmen), P6 (Neiguan), Yin Tang (Stirnpunkt) oder DU20 (Scheitelpunkt) fördern geistige Klarheit, innere Ruhe und emotionales Gleichgewicht.
  4. Lebensrhythmus anpassen:
    Regelmäßiger Schlaf, Pausen im Tagesverlauf, digitale Reizreduktion und Meditation oder Atemübungen sind wirkungsvolle Ergänzungen.

Mentale Erschöpfung im Sommer ist kein Zufall – sondern oft Ausdruck eines überreizten Herz-Feuer-Systems oder eines schwachen Yin. Die TCM bietet fein abgestimmte Möglichkeiten, um Geist, Nerven und Schlaf zu stabilisieren. Mit etwas Aufmerksamkeit für Ernährung, Kräuter und Alltagsgestaltung kann auch der Hochsommer eine Zeit innerer Ruhe und geistiger Klarheit werden.