Wenn der Alltag verstummt –
und plötzlich alles spürbar wird

Zwischen Weihnachten und Neujahr passiert bei vielen etwas, über das kaum jemand spricht.
Der Kalender wird leer, der Druck lässt nach – und trotzdem fühlt es sich nicht gut an.

Statt Erholung kommen Erschöpfung, Leere oder eine merkwürdige innere Unruhe.
Und dann taucht diese Frage auf:

„Warum geht es mir ausgerechnet jetzt so?“

Du hast frei.
Du müsstest dich entspannen.
Du solltest dankbar sein.

Aber dein Körper fühlt sich leer an. Oder müde. Oder einfach „durch“.

Dieser Artikel sagt dir nicht, was du tun sollst.
Er erklärt dir, warum dieses Gefühl entsteht – und warum es kein Zeichen von Schwäche ist.

Denn was viele erleben, ist kein persönliches Problem.
Es ist ein Übergangszustand.

Und der darf sich genau so anfühlen.


Was „zwischen den Jahren“ wirklich bedeutet

Die Tage zwischen den Jahren sind keine gewöhnliche Pause.
Sie sind ein Übergang – und Übergänge sind für den Menschen anspruchsvoll.

Strukturen, die uns monatelang getragen haben, lösen sich plötzlich auf.
Der Wecker klingelt nicht. Termine fallen weg. Der Rhythmus verändert sich.
Gleichzeitig ist das Neue noch nicht da. Das alte Jahr ist innerlich abgeschlossen, das neue beginnt noch nicht wirklich.

Viele erleben genau das als irritierend.
Man ist nicht mehr im alten Tempo – aber auch noch nicht neu ausgerichtet.

Der Kopf kann das oft gut einordnen.
Der Körper reagiert anders.


Warum der Körper jetzt anders reagiert als der Kopf

Im Alltag funktioniert vieles über Spannung.
Verantwortung, Erwartungen, Termine – all das hält uns in Bewegung. Der Körper stellt Energie bereit, oft über lange Zeiträume hinweg.

Fällt diese Spannung weg, entsteht nicht automatisch Erholung.
Im Gegenteil: Der Körper lässt los.

Und genau in diesem Loslassen zeigen sich Zustände, die zuvor überdeckt waren:

  • tiefe Müdigkeit

  • innere Leere

  • ein Gefühl von „nichts hält mehr richtig“

Das ist kein Rückschritt.
Es ist eine zeitverzögerte Reaktion.

Viele kennen das auch aus dem Urlaub: Erst wenn alles vorbei ist, meldet sich der Körper.
Zwischen den Jahren ist dieser Effekt besonders stark, weil nicht nur der Alltag endet, sondern ein ganzes Jahr.


Die Rolle von Erwartungen

Ein weiterer Punkt verstärkt dieses Erleben: die Erwartung, dass es jetzt gut sein müsste.

Die Feiertage gelten als Zeit der Erholung.
Der Jahreswechsel als Neustart.

Wer sich in diesen Tagen müde, leer oder emotional flach fühlt, beginnt schnell, sich selbst zu hinterfragen:

Warum kann ich das nicht genießen?
Warum geht es mir nicht besser?

Diese innere Bewertung erzeugt Druck.
Und Druck ist genau das, was Entlastung verhindert.

Zwischen den Jahren geht es nicht um Erholung im klassischen Sinn.
Es geht um Übergang.
Und Übergänge fühlen sich selten leicht an.


Innere Leere ist kein Warnsignal – sondern ein Zustand

Das Wort „Leere“ macht vielen Menschen Angst.
Schnell entsteht der Gedanke, dass etwas nicht stimmt.

Doch die Leere, die viele zwischen den Jahren spüren, ist meist kein krankhafter Zustand.
Sie entsteht, wenn äußere Anforderungen wegfallen und der innere Kompass noch nicht neu ausgerichtet ist.

Ein Raum entsteht. Still. Offen. Ungewohnt.

Gerade Menschen, die sonst viel leisten, organisieren oder Verantwortung tragen, erleben diese Phase besonders intensiv.
Nicht, weil sie schwach sind – sondern weil sie selten innehalten.

Leere bedeutet hier nicht Verlust.
Sie bedeutet: Etwas ist abgeschlossen. Neues ist noch nicht da.


Warum diese Tage besonders sensibel sind

Der Jahreswechsel bündelt vieles gleichzeitig:

  • körperliche Erschöpfung nach einem langen Jahr

  • emotionale Rückblicke

  • familiäre Dynamiken

  • veränderte Schlaf- und Essenszeiten

  • Reizüberflutung durch Nähe, Erwartungen und Feste

All das trifft auf eine Zeit, in der äußere Struktur fehlt.
Das Nervensystem bekommt weniger Halt von außen – und muss sich neu sortieren.

Manche reagieren darauf mit Müdigkeit.
Andere mit innerer Unruhe.
Viele mit beidem.

Beides ist menschlich.


Was jetzt wirklich hilft

Zwischen den Jahren braucht es keine Vorsätze und keine schnellen Lösungen.

Hilfreich ist vor allem eines: Wahrnehmen ohne bewerten.

Nicht alles muss sofort Sinn ergeben.
Nicht jedes Gefühl muss analysiert oder gelöst werden.

Manche Zustände wollen zunächst verstanden werden.
Nicht verändert.

Sanfte Orientierung, kleine Strukturen und das Zulassen von Langsamkeit sind oft hilfreicher als Aktivismus oder Selbstoptimierung.


Ein Blick aus der Praxis

In der Begleitung von Menschen zeigt sich immer wieder:
Erschöpfung zwischen den Jahren ist selten isoliert. Sie steht meist am Ende eines langen inneren Spannungsbogens.

Nicht jeder Zustand verlangt nach sofortiger Veränderung.
Manches möchte zuerst eingeordnet werden.

Diese Haltung – erst verstehen, dann handeln – schafft oft mehr Ruhe als jede schnelle Lösung.


Häufige Fragen

Ist es normal, sich zwischen den Jahren erschöpft oder leer zu fühlen?

Ja. Sehr viele Menschen erleben diese Phase als körperlich oder emotional fordernd. Der Wegfall von Struktur und der Abschluss eines intensiven Jahres verstärken dieses Empfinden.


Warum geht es mir gerade dann schlechter, wenn ich eigentlich frei habe?

Der Körper reagiert oft zeitverzögert. Erst wenn äußere Spannung nachlässt, werden Erschöpfung und innere Zustände spürbar, die zuvor überdeckt waren.


Hat diese Erschöpfung etwas mit Burnout zu tun?

Nicht zwangsläufig. Erschöpfung zwischen den Jahren ist häufig ein Übergangszustand. Entscheidend ist weniger die Dauer einzelner Tage als das Gesamtbild über einen längeren Zeitraum.


Sollte ich mir Sorgen machen, wenn dieses Gefühl mehrere Tage anhält?

Einige Tage oder auch ein bis zwei Wochen können in dieser Phase normal sein. Wichtig ist, den eigenen Zustand wahrzunehmen, ohne ihn sofort zu bewerten. Wenn Unsicherheit oder Belastung deutlich zunehmen, kann es sinnvoll sein, darüber zu sprechen.


Warum fällt mir das Abschalten gerade jetzt so schwer?

Weil Abschalten nicht automatisch mit freier Zeit entsteht. Der innere Rhythmus braucht oft länger, um sich umzustellen – besonders nach einem intensiven Jahr.


Du bist nicht kaputt – du bist zwischen zwei Kapiteln

Wenn du diesen Artikel bis hier gelesen hast, dann vielleicht, weil du dich selbst darin wiedergefunden hast.
Und dann ist das Wichtigste, was du mitnehmen solltest:

Mit dir ist alles in Ordnung.

Erschöpfung zwischen den Jahren bedeutet nicht, dass du versagt hast.
Innere Leere bedeutet nicht, dass dir etwas fehlt.
Und Müdigkeit ist kein Zeichen von Schwäche.

Oft ist es einfach der Moment, in dem etwas endet – und Neues noch nicht begonnen hat.

Du musst daraus jetzt nichts machen.
Du musst es nicht lösen.
Du musst es nicht optimieren.

Manchmal reicht es, zu verstehen, was gerade passiert.

Und manchmal ist genau dieses Verstehen der Punkt, an dem wieder ein bisschen Ruhe entsteht.


Wenn du merkst, dass dich diese Phase mehr belastet

Manche Zustände klären sich von selbst.
Andere möchten eingeordnet werden – besonders dann, wenn Erschöpfung, innere Unruhe oder das Gefühl von Leere länger anhalten.

Wenn du dir dabei Orientierung, Einordnung und eine ruhige Begleitung wünschst, kannst du gerne einen Termin vereinbaren.